Ein Palästinenser, in glühendem Judenhass gefangen, wird in Deutschland eingebürgert. Ist der dann (mit Einbürgerung) auch schuld am Holocaust? Und falls ja, würde es ihn stören?
Es gibt kein Volk auf der Volk, das sich selbst so sehr verachtet, wie das deutsche. Und es verachtet sich für die Taten seiner Eltern und Großeltern. Mittlerweile vor allem der Großeltern. Deutschland ist in einem destruktiven Schuldkult gefangen, und es steht zu befürchten, dass der zum Ende der deutschen Völker führen kann.
Da muss ich aber gleich mal einschieben, dass ich selbst kein Deutscher bin.
Ich bin zwar mit 3 Jahren nach Deutschland gekommen und seitdem hier, und ich liebe das Land und seine Menschen und betrachte es als meine – innig geliebte – Heimat. Trotzdem bin ich geborener, und nach wie vor, Österreicher. Ist das eigentlich schlimmer? Hitler, für dessen Taten sich die Deutschen bis heute abschlachten lassen, sogar schulterzuckend dabei zusehen, wie ihre Kinder ermordet werden, Hitler war ja Österreicher. Trotzdem, in Österreich gibt es diesen radikalen Selbsthass nicht. Die sagen sich, na, die Piefkes sind doch auf den hereingefallen, bei uns war er nur erfolgloser Kunstmaler und Straßenbettler. Für den “Anschluss” können sie auch nichts, denn Deutschland war zu der Zeit bereits übermächtig, also war es eben schlauer, sich fröhlich winkend zu ergeben. Und dass auch Österreich (allerdings lange nicht so schlimm) an der Judenverfolgung mitgewirkt hat, wird fleißig verdrängt.
Nun ja. Auch als Österreicher ist meine persönliche Familiengeschichte natürlich mit dem “dritten Reich” verbunden. Mein Vater, der Schauspieler und Entwicklungshelfer Karlheinz Böhm, war bei Kriegsausbruch 11 Jahre alt. Im Laufe des Krieges erkannte sein Vater, was auf sein einziges Kind zukam, und verschickte ihn auf ein Internat in der Schweiz. So blieb meinem Vater der “Volkssturm” erspart.
Mein väterlicher Großvater, der weltbekannte und bis heute als bester Mozart-Dirigent gerühmte Karl Böhm hingegen blieb in Deutschland. Das hat man ihm oft vorgeworfen. Er hätte mit den Nazis kollaboriert. Mein Großvater hat dazu immer wieder – wahrheitsgemäß – gesagt, dass er sich nie politisch engagiert hätte, sondern stets nur seiner Kunst treu geblieben sei. Der war auch wirklich so. Ein Engel der Musik, für den die Musik war wie das Wasser für den Fisch, gleichzeitig politisch komplett naiv. Aber es sind viele Künstler in dieser Zeit emigriert. Warum mein Großvater hier geblieben ist, und vor Nazi-Größen aufgetreten ist, weiß ich letztlich nicht.
Meine (deutsche) Mutter wurde erst nach Kriegsbeginn geboren und musste mit 5 Jahren vor den heranrückenden russischen Streitkräften durch ganz Deutschland fliehen. Es war eine entsetzliche Erfahrung für sie. Mit dem Krieg und den Taten der Nazis hat sie also auf gar keinen Fall etwas zu tun. Ihr Vater war ein Pazifist, Vegetarier und Wandervogel. Auch er war ein Künstler, erster Geiger an der Dresdner Staatsoper. Jedoch lange nicht so bekannt wie mein väterlicher Großvater, und deshalb wurde er in die Armee einberufen und an die Ostfront geschickt. Wer zwei kleine Mädchen zuhause hatte, dem blieb keine Wahl. Und dann ist mein mütterlicher Großvater in Russland gestorben, im Gefangenenlager noch vor Kriegsende.
Wie genau bin ich – geboren 15 Jahre nach dem Krieg, und weil mein Großvater meinen Vater und meine Großmutter meine Mutter gerettet haben –; wie genau bin ich nun schuld an dem, was die Deutschen damals gegenüber den Juden und anderen Minderheiten verübt haben? Sogar so sehr schuld, dass ich zusehen müsste, dass lauter Leute hierher kommen, die a) nicht arbeiten, sondern nur Wohlfahrt wollen, b) die Deutschen verachten, obwohl die ihnen Obdach und Nahrung geben, und c) in diesem Hass auf ihre Gastgeber so weit gehen, dass sie ihn und sogar seine Kinder grausam töten?
Es ist doch wirklich erstaunlich, finden Sie nicht? Wenn ich etwas dagegen habe, dass kriminelle Migranten in meiner Heimat schreckliche Straftaten begehen, bin ich auf einmal ein Nazi. Dabei sind doch Nazis eigentlich auch nur kriminelle Migranten gewesen, die in den von ihnen überfallenen Ländern schreckliche Straftaten begangen haben. Wenn ich gegen so etwas bin, dann müsste ich doch gerade kein Nazi sein können?
Aber solche Betrachtungen führen zu nichts, denn es ist schlicht irrsinnig und widernatürlich, wie sich die Deutschen gegen sich selbst verhalten. Es ist die erste und vornehmste Aufgabe des Lebens, sich zu erhalten. Jedes Lebewesen hat einen Selbsterhaltungstrieb, nur die Deutschen wollen ihn sich aberziehen. Wohin das führt, führen muss, kann jeder Achtjährige erkennen.
Elon Musk hat bei seinem kürzlichen Auftritt (per Video) beim Wahlkampfauftakt der AfD in Halle gesagt, die Deutschen müssen unbedingt ihren Schuldkult überwinden. Da kann ich ihm nur recht geben. Wer behaupten wollte, nur weil die Vorfahren der Deutschen schlimme Taten verübt haben, würde es auch auf die heutigen Deutschen zutreffen, dass sie dazu imstande wären, ist exakt ein ebenso schlimmer Rassist wie es Hitler war.
Es ist ja vollkommen richtig, dass die deutschen Völker sich erinnern, um niemals wieder Derartiges wie unter Hitler zu tun. Gleichzeitig ist es zerstörerisch falsch, für Sünden büßen und sich abschlachten lassen zu wollen, die man definitiv nicht begangen hat.
Deutschland sollte sich außerdem nicht nur an die Nazis erinnern, sondern zum Beispiel auch an seine großartige Zeit zwischen 1871 und 1914. Kaum ein Land hat in so kurzer Zeit die ganze Welt so weit vorangebracht, wie der erste deutsche Nationalstaat. Kaum war endlich die Kleinstaaterei der unzähligen Fürsten- und Königtümer überwunden, gab es eine Blüte in Wissenschaft, Technik und Kunst, die ihresgleichen sucht in der Geschichte der Menschheit. Und davon hat seinerzeit die gesamte menschliche Zivilisation profitiert, und profitiert in vielen Bereichen bis heute.
Es wäre unendlich schade, wenn ein Volk von derart großem Potential sich in Schuldgefühlen und Selbsthass so weit verlöre, dass es verlöschen müsste. Liebes Deutschland, bitte liebe dich endlich wieder. Das darfst du nicht nur, das ist sogar der heilige und edle Auftrag, den das Leben selbst an dich stellt.