“Aber warum haben die spanischen Eroberer alle Männer getötet?” Therese meldete sich aufgeregt. Sie fand es furchtbar, was die Lehrerin erzählte. Sogar die Babyjungen hatten die Conquistadoren geschlachtet, was hätten die ihnen schon tun können? “Die Spanier hatten große Angst vor den Indio-Kriegern”, erklärte Frau Müller geduldig. “Sie haben sogar die Kinder und Babys ermordet, wenn es Knaben waren, und auch die Greise. Die Spanier hatten gesehen, welch hervorragende Kämpfer die Indios waren, und um zu verhindern, dass das Indio-Volk sich jemals gegen sie erheben konnte, haben sie nur die Frauen und Mädchen am Leben gelassen. Und bis heute gibt es deshalb keine reinblütigen Indios mehr in Südamerika, manche sind Nachkommen der weißen Invasoren, aber die Vorfahren der meisten sind Kinder schwarzer Sklavenarbeiter, die die Spanier nach ihrem Feldzug ins Land brachten und in den Goldminen schuften ließen.”
Als Therese diesen Abend zu Bett ging, waren immer noch die Bilder der Soldaten mit Lanzen, wie sie auf Buben einstachen, in ihrem Kopf. Es kann nicht gerecht sein, dachte sie. Gut, die Spanier wollten das Land erobern, ihre Wirtschaft war völlig überschuldet, und ihr König brauchte das Gold. Aber ein ganzes Volk ausrotten dafür? Es ist böse, unendlich böse, sonst nichts. Und mit diesen traurigen Gedanken glitt Therese in den Schlaf. „Segen und Fluch“ weiterlesen