Tausend Tage bis zum Mars

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Monarchie und Faschismus? Beziehungsweise, würde der Eroberungskrieg irgendeines Diktators am Ende nicht immer in Monarchie enden?

Nehmen Sie Nordkorea, und denken Sie sich die Verhältnisse dort 500 Jahre in die Zukunft. Immer weiter geht die Macht von dem ersten Diktator auf dessen Kinder und Kindeskinder über. Inzwischen ist man dort schon in der dritten Generation. Es fühlt sich bereits ein bisschen wie eine Monarchie an, finden Sie nicht? Wie wird es in dreißig Generationen sein?

Lassen Sie uns die Dinge klar benennen wie sie sind – die Mitglieder des sogenannten Adels sind allesamt Nachfolger von (erfolgreichen) Raubrittern. Fertig. Die maßen sich ihre Macht daraus an, dass sie erfolgreiche Verbrecher zumindest waren. Was eben “Erfolg” bei Verbrechern so ist.

“Erfolg” bei einem Verbrechen zu haben, ist ja in sich nichts konstruktives oder gar hilfreiches. Es bedeutet nur, nicht “geschnappt” zu werden. Während der Erfolg eines Architekten zum Beispiel darin liegt, dass da hinterher ein Haus steht, liegt der Erfolg des Verbrechers darin, dass etwas nicht eintritt.

Allerdings gibt es durchaus mehrere mögliche Gründe, warum ein Verbrecher nicht geschnappt wird. Vielleicht wollte ihn niemand schnappen? Nehmen Sie ein fiktives Land in der Vergangenheit, dort wäre ein grässlich böser König, er tut schreckliche Dinge und sein Volk hungert. Da kommt der Eroberer aus dem Norden, und zwar, weil es zu viele Elendsgestalten sind, die dauernd vor dem bösen König zu ihm fliehen. Der Eroberer – der natürlich damit ein Verbrechen begeht – tötet den bösen König und setzt sich selbst zum Herrscher ein. Anschließend errichtet er eine faire Gesellschaft, und sein Geschlecht herrscht seither. Verstehen Sie, niemand hat den Eroberer geschnappt, weil niemand ihn schnappen wollte.

Doch es gibt auch die Möglichkeit, dass zwar alle den Verbrecher schnappen wollen, man es aber nicht schafft aus gleich welchem Grund. Auch das ist “Erfolg” in der Verbrecherwelt.

Worin besteht der Unterschied? Warum wollen/können wir den einen Verbrecher schnappen, den anderen aber nicht? Jedoch, das ist die falsche Frage. Vielmehr geht es darum, wer dieses “wir” ist. Denn das sind nicht Sie und ich, das ist uns sogar allerstrengstens verboten (auf Verbrecherjagd zu gehen).

Es muss wohl so sein, dass die Mächtigen ein sehr schlechtes Gewissen haben, wenn sie alle Strafverfolgungsberechtigungen in ihnen straff unterstellte und weisungsgebundene Abteilungen gegeben haben. Wovor haben die eigentlich so viel Angst? Möchte es etwa sein, wenn die 99% der Kinder dieser Welt herausfinden, was die 1% tun, dass dann der Mars als Ziel nicht reicht?

Warum wollen die überhaupt auf den Mars? Ich meine, sicher, das ist ein großartiger Plan, das Sonnensystem zu besiedeln, ich bin völlig dafür. Aber solange im eigenen Haus alles so schrecklich in Unordnung ist, ist das wie ein Kind, das nicht für die Mathe-Aufgabe lernt, sondern stattdessen ein Bild malt, das das Kind als Professor zeigt.

Dies ist ein gottverdammt schrecklicher Planet. Was haben wir nur aus unserer wunderschönen blauen Heimstatt gemacht. Aber was heißt schon “wir”. Es waren die Verbrecher – deren Taten nicht konstruktiv oder hilfreich waren und sind. Und dabei kommt dann eben so ein erbärmlich elender Ort heraus, wie die Erde heute ist.

Vielleicht sagen Sie nun, was hilft das. Dann weiß man eben Bescheid, aber davon wird doch nichts besser. Naja, vielleicht gibt es viele Verbrecher, die da so reingerutscht oder sogar reingeboren sind. Wenn die morgen sagen würden, au ja, ich mache ab sofort in “konstruktiv und hilfreich”, dann will mich keiner mehr schnappen – wäre die Welt ein besserer Ort.

Und vielleicht gibt es sogar sehr viele Menschen, die noch gar nicht erkannt haben, dass sie unter der Regentschaft von Verbrechern leben? Obwohl das doch so einfach wäre – man muss sich ja nur den Zustand unserer Welt ansehen, so ist eben das Werk von Verbrechern. Jedenfalls, wenn diejenigen (vielen!) der 99%, die das noch immer nicht verstanden haben, dass sie in einem Verbrecherregime leben, das endlich zumindest mal erkennen, dann könnten die Verbrecher nicht mehr (so) frei agieren – und die Welt wäre ein besserer Ort.

Man sagt, die Hoffnung stirbt zuletzt, aber ich glaube, die Hoffnung stirbt nie. In einem Universum voll unbegreiflicher und berückender Wunder gibt es immer einen Weg, muss es einen Weg geben. Wir müssen ihn nur finden, und dann gehen. “Auch eine Reise von tausend Tagen beginnt mit dem ersten Schritt” (chinesisches Sprichwort).