Crash-Live-Dummys

Exklusiv dürfen wir Ihnen heute von einer weltrevolutionären Neuentwicklung aus dem Hause BioNTech berichten. Uğur Şahin ist wie jeder Unternehmer immer auf der Suche nach neuen Geschäftschancen, “wer sich ausruht, wird gefressen”, sagte er auf der heutigen Pressekonferenz im Firmensitz an der Goldgrube in Mainz.

Natürlich muss der kluge Unternehmer dabei seine vorhandenen Kernkompetenzen beachten, und dorthin expandieren, wo bereits Know-How und Erfahrung besteht. Şahin hat deshalb die Automobil-Industrie in den Blick genommen. “Es ist eine Schande, dass immer noch mit Puppen die Sicherheit von Autos getestet wird. Die Gesundheit der Bevölkerung war schon immer unser höchstes Ziel, und wir von BioNTech wissen, nur mit lebenden Versuchspersonen kann man verlässliche Resultate aus Experimenten gewinnen.”

Viel zu viele Fußgänger sterben bei Kollisionen mit Autos, erläuterte Şahin, und zeigte anhand einer Reihe von Folien, dass das daran liegt, dass die Automobilhersteller keinen guten Schutz entwickeln können, weil ihnen Daten aus der echten Welt fehlen. Außerdem sei es aus Solidarität gefordert, dass jeder bereit ist, sich als lebender Crash-Test-Dummy zur Verfügung zu stellen. “Ja, ein Auto wird auf Sie zurasen, und vielleicht überleben Sie das nicht – aber Sie müssen doch bereit sein, für Ihre Oma im Altersheim auch einmal etwas zu riskieren! Sonst sind Sie ein schlechter Mensch.”

Anwesende Politiker aus allen Parteien zeigten sich begeistert, und wiesen Şahin sofort 99 Billiarden Euro Fördergelder aus dem Steuertopf an. Vor allem von den Grünen wurde aber Kritik laut, dass zuwenig Augenmerk auf die Kinder in der Präsentation von Şahin zu finden sei. Şahin sagte daraufhin zu, dass er auch diese wichtige und lebensnotwendige Forschung an Kindern sofort beginnen würde. Und bereits während der Veranstaltung meldeten sich 12 Elternpaare, die ihre Kinder für das Versuchsprogramm anmelden wollten, unter der Bedingung, dass Şahin die Kosten für deren täglichen Ritalin-Verbrauch übernimmt. Şahin versprach dies großzügig, obwohl, wie er betonte, die Finanzierung der Ritalin-Dosen noch nicht gesichert sei. “Aber zur Not übernehme ich das aus der eigenen Tasche”, fügte er edelmütig hinzu, und dass diese außerordentlich solidarischen Eltern sich nie mehr Sorgen um ihre Kinder machen müssten, dafür stehe er mit seiner ganzen Erfahrung aus dem mRNA-Impfprogramm.

Nur ein paar sauertöpfische AfD-Politiker mussten natürlich Wasser in den Wein gießen, es sei menschenverachtend, Kinder vor Autos zu werfen. Die eilig herbeigerufene Polizei erfüllte aber ihre Aufgaben hervorragend, verprügelte die Nazi-Saubande und warf sie ins Gefängnis. “Wieder einmal bestätigt die AfD ihren Ruf als rechtsradikale und ewiggestrige Grundrechtezestörer”, meinte Şahin bekümmert, als endlich wieder Ruhe im Saal war.

Wie sehr dagegen die guten Parteien auf dem Boden des Rechtsstaates stehen, bewies kurz darauf der Verkehrsminister, der eine einrichtungsbezogene Testteilnahmepflicht für alle Mitarbeiter der Automobil-Industrie bereits nächste Woche nach 10-minütiger Beratung durch den Bundestag bringen will. “Es ist ein selbstverständlicher Akt der Solidarität, dass Beschäftigte in Automobilwerken an diesem Programm teilnehmen, wer das nicht will, kann ja woanders arbeiten”, rief er, und erhielt dafür minutenlange Ovationen aus dem Publikum.

Nachdem Şahin noch der Orden der Menschenfreundlichkeit, die Nadel der Gutherzigkeit und das goldene Siegel der Wissenschaftlichkeit durch Minister Lauterbach verliehen worden waren, zerschnitt der zufällig anwesende Bill Gates das Band zur Testhalle und eröffnete damit offiziell das neue Tochterunternehmen “CLD (Crash-Live-Dummys)” von BioNTech. Gates hatte übrigens erst kürzlich eine sehr großen Betrag in BioNTech investiert und damit wieder einmal sein erstaunliches Näschen für humanitäre Geschäftsideen bewiesen. Wie gut, dass die Welt bei diesen kreativen und liebevollen Philanthropen in den allerbesten Händen ist!