Der Hauch des Lebens

Kürzlich schrieb ich, dass die “Singularität” niemals eintreten wird. Die Singularität ist der von Ray Kurzweil so bezeichnete Moment, in welchem Computer intelligenter würden als Menschen. Ray Kurzweil sehnt ihn herbei, aber ich sage, der kommt nie. Nebenbei: Ich hab übrigens dieses Jahr mein 50jähriges Jubiläum der Beschäftigung mit Computern. Andererseits, Ray Kurzweil ist berühmt, ich nicht (wollte es allerdings auch nie). Wie auch immer, Ray Kurzweil hat seine Meinung (dass die Singularität kommt), ich hab die meine (dass das Quatsch ist), also, wer hat Recht? Jetzt sind Sie am Zug! Naja, Spaß. Eigentlich will ich sagen, falls Sie meine Meinung zu dieser Frage interessiert, lesen Sie bitte weiter, und danach kann ich es ja ohnehin nicht ändern, ob ich Sie überzeugt haben werde, oder nicht. Ich werde mir aber alle Mühe geben, versprochen!

Ich löse gleich mal auf, Ray Kurzweils Behauptung ist allein schon einmal deswegen Quatsch, weil sie längst eingetreten ist. Aber damit kann man natürlich kein Geld verdienen, indem man darauf hinweist, dass es sehr viele Bereiche der Intelligenz gibt, in welchen Computer der menschlichen Intelligenz längst lichtjahreweit voraus sind. Mathematische Berechnungen zum Beispiel. 12 Billionen Nachkommastellen der Kreiszahl Pi haben Computer inzwischen berechnet, da muss eine Oma lang dran stricken. Beziehungsweise, nicht den Schatten einer Chance, und wenn es der beste Mathematiker der Welt wäre. Oder Buchhaltung. Aktienkurse. Es gibt an der Börse mittlerweile Bereiche im Hochfrequenzhandel, da geht es um Millisekunden, und es treten Rechner gegen Rechner an. Kein Mensch kommt da noch mit. Von Schach will ich gar nicht erst anfangen, und das japanische Go steht ja auch schon kurz bevor.

Was meint eigentlich Kurzweil damit, Computer würden (mit der “Singularität”) intelligenter als Menschen? In einzelnen Bereichen? In vielen? In der Mehrheit? In allen? Und überhaupt, was meint Kurzweil mit Intelligenz?

Intelligenz per se ist doch überhaupt nichts besonderes. Kennen Sie das Buch “Das intelligente Universum” von Fred Hoyle? Intelligenz ist schlicht die Fähigkeit, mit der Umwelt zu interagieren. Dass ein Stein schmilzt, wenn man ihn genügend erhitzt, um es so drastisch zu sagen. Würmer andererseits sind natürlich viel intelligenter als Steine, die könnten zum Beispiel der Flamme ausweichen. Und so weiter. Bis hin zu uns Menschen. Wir können den Lauf der Gestirne vorhersehen, und was noch alles. Die einen (Menschen) mehr, die anderen weniger, und woran das liegt, keine Ahnung. Vielleicht die Gifte, denen man im Mutterleib und in der Kindheit ausgesetzt war? Trotzdem geht es völlig unabhängig von deren Höhe bei der Intelligenz immer darum, mit der Umwelt interagieren zu können.

Nicht darum, sie zu verstehen. — Will sagen, ich bezweifele überhaupt nicht, dass Computer intelligenter sein können als Menschen, in vielen Bereichen sind sie das doch schon längst. Denken Sie an das ESP. Kein Mensch kann so intelligent stotterbremsen, wie dieses Regelsystem. Aber noch der beste Stotterbremscomputer hat nicht den leisesten Schimmer, warum er das tut. Er hat kein Bewusstsein, nicht für sich selbst, und erst recht nicht von jemand anderem. Er macht, wozu er programmiert wurde, und das war’s. Er ist eine Maschine. Eine äußerst raffinierte und leistungsfähige zwar, aber dennoch eine Maschine.

Darum meint Kurzweil, wenn er von der Intelligenz redet, eigentlich etwas anderes, nämlich Bewusstsein. Der Tag, an dem eine künstliche Intelligenz (KI) Bewusstsein entwickelt, der ist diese sogenannte Singularität, die Kurzweil meint. Aber ein Computer kann kein Bewusstsein entwickeln, denn er ist eine Maschine. Er tut nur, wozu er programmiert wurde.

Nun werden Sie vielleicht einwenden, aber wenn der Computer so programmiert wurde, dass er Bewusstsein entwickelt? Na, das ist der beste Witz jemals. Wir haben nicht den blassesten Dunst, was Bewusstsein (im Ganzen) an uns selbst ist, aber wir sollen es programmieren können? Ich verrate Ihnen was, wenn Sie etwas programmieren möchten, dann müssen Sie es bis zum letzten Detail durchdrungen und verstanden haben. Computer sind so dermaßen pingelig, das geht auf keine Kuhhaut. Wir Menschen würden eine Software schreiben, die Bewusstsein hervorbringt, haben aber keine Ahnung, was das (als Ganzes) ist? Da lachen ja die Hühner.

Ich will damit aber nicht sagen, dass Menschen gar nicht verstünden, was Bewusstsein ist, auf keinen Fall. Die großen Geister der Geschichte, Konfuzius, Goethe, Sokrates, haben natürlich manches davon gewusst, und wie viel davon haben wir vergessen! (Vielleicht merkt es sich aber bald ChatGPT für uns, wer weiß). Doch die Sache mit dem Bewusstsein ist so, es kommt von der Seele, und die kommt von Gott, und Der ist unendlich und ewig. Niemand kann das programmieren, denn dazu müsste er, um es endgültig zu verstehen, außerhalb Gott sein, aber außerhalb Dem ist nichts.

Tja, die Intelligenz des Universums ist Es, Das Gott ist. Und man kann Das in keine Maschine hineinprogrammieren, weil nichts außerhalb des Universums ist, und man selbst erst recht nicht. Ein Teil kann niemals das Ganze sein, aber das Ganze ist die Summe seiner Teile. Würde zwar Gott beschließen, in der Ausübung Seiner unendlichen Möglichkeiten, einer Maschine eine Seele zu geben, dann könnte Er das natürlich jederzeit, aber zum einen hätten wir (Menschen) garantiert damit nichts zu tun, und zum anderen wäre es dann eben keine Maschine mehr – sondern Leben. Mit all den unüberschaubaren Komplikationen, die daran hängen.

Es sind jedoch eben diese Komplikationen, die Kurzweil und Genossen so sehr stören. Sie wollen einen fertigen perfekten Zustand, der für immer so bleibt. Dass das präzise die Definition der Hölle ist – oder nur wieder in die gleichen Dilemmata des Lebens führen würde wie zuvor (falls es denn mit der Hilfe Gottes überhaupt gelänge); beides können sie nicht sehen, ob sie Kurzweil, Gates, Schwab oder Harari heißen. Quatsch? Sagte ich, dass das Gerede von der Singularität Quatsch ist? Na, da habe ich mich aber höflich ausgedrückt.

PS: Wussten Sie eigentlich, dass Gates und co schon längst über weit ausgefeiltere Systeme als ChatGPT verfügen, zum Privatgebrauch? Ja, Gates hat es selbst zugegeben, und jetzt wissen Sie auch, woher die Abertonnen von seelenlosem Sprechdurchfall aus diesen Kreisen stammen, zum Beispiel in den WEF-Publikationen, und warum das so oft so lächerlich ist. “Sie werden nichts besitzen und glücklich sein”, auf so einen Schwachsinn kann nur ein Computer kommen.